Grundlagen
Die neuere Forschung aus dem Gebiet der kognitiven Verhaltensforschung und der Neuropsychologie hat tiefgreifend das allgemeine Bild eines rational agierenden Menschens korrigiert. Die Studienergebnisse von Kahneman und Tversky und vielen anderen Forschern (u.a. Slovic, Thaler, Schwarz, Gigerenzer und Ariely) haben in diesem Kontext ergeben, dass die Wahrnehmung unserer Lebensumstände elementar von der gegebenen Wirklichkeit abweicht.
Interessant ist dabei, dass nicht nur Laien derartigen kognitiven Verzerrungen unterliegen, sondern auch Manager, Juristen, Politiker oder Ärzte. Die Disziplin der „Behavioral Economics“, aber auch im speziellen Bereich der Versicherungen die Disziplin der „Behavioral Insurance“, greifen diese Themen auf.
Einige zentrale Elemente der Forschungsarbeit von Daniel Kahneman aus seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ (München 2011) werden im Folgenden dargestellt und ergänzend aus der speziellen Perspektive der „Behavioral Insurance“ betrachtet. Dabei liegt der Fokus auf den nachstehenden Themen:
Zwei Systeme des Denkens
Kahneman differenziert unsere Denkweise in zwei unterschiedlichen Systemen. System 1 bezeichnet das kognitive System des Geistes, welches automatisch und unbewusst abläuft. Sinneseindrücke und Gedanken werden zunächst von System 1 erfasst und verarbeitet („schnelles Denken“), bevor sie gegebenenfalls durch System 2 kontrolliert oder weiterverarbeitet werden. System 2 bezeichnet das kognitive System des Geistes, welches rational, analytisch und logisch arbeitet. Es überwacht die Aktivitäten von System 1 und greift gegebenenfalls korrigierend ein („langsames Denken“).
Die folgende Präsentation verdeutlicht die genaue Wirkungsweise dieser beiden Systeme.
Heuristiken und kognitive Verzerrungen
Heuristiken sind (einfache) Faustregeln für die Entscheidungsfindung. Die eigentliche Zielfrage wird automatisch durch eine einfachere Frage (heuristische Frage) ersetzt, die sich auch nur mit einem geringen Teil verfügbarer Informationen beantworten lässt, so dass eine kognitive Entlastung herbeigeführt wird.
Einen Überblick über geläufige Heuristiken liefert die folgende Präsentation:
Selbstüberschätzung
Menschen neigen dazu sich selbst zu überschätzen. Wir überschätzen unsere Fähigkeiten, unsere Beeinflussung und die Vernunft unseres Verhaltens.
Ein tiefergehendes Verständnis dieser Grundproblematik verschafft die nachstehende Präsentation: