Prof. Dr. Michaele Völler, wie erleben Sie die digitale Lehre?

Die TH Köln fragt bei unsere Kollegin Michi Völler nach – die Antworten lesen Sie auch hier. Der orginale Interview ist online bei der TH Köln im Oktober 2020 erschienen.

Vier Fragen an Prof. Dr. Michaele Völler

Prof. Dr. Michaele Völler ist Studiengangsleiterin des Master Risk and Insurance und experimentiert bei der Umstellung ihrer Lehre mit verschiedenen Formaten: von interaktiven Sessions per Webkonferenzen über angeleitetes Selbststudium auf Basis ausgewählter, vorgegebener Materialien oder Projektarbeiten mit Coaching in Webkonferenzen bis hin zu Screen- und Podcasts. Ihr Motto: „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“

Was funktioniert virtuell genauso gut wie in der Präsenzveranstaltung?
Alle Lehrformate, die auch in der Präsenz viel Eigenaktivität der Studierenden verlangen, funktionieren nach meiner Erfahrung sehr gut. Problembasiertes Lernen, projektorganisiertes Lernen, forschendes Lernen, all das kann ich recht leicht in die digitale Welt übertragen. Selbst unsere Echtprojekte mit Auftraggebern aus der Versicherungswirtschaft laufen sehr gut.

Was kann die virtuelle Version nicht ersetzen?
Schwierig wird es bei Großveranstaltungen, bei denen die Studierenden stärker eine Konsumhaltung einnehmen können. Die Lernziele sind dort schwieriger zu erreichen. Die Aktivierung der Studierenden in der Großgruppe erscheint mir ohne Präsenz sehr herausfordernd, so dass ich gerade hier an Tricks und Instrumenten arbeite.

Was haben Sie dabei über sich selbst gelernt?
In der Didaktik heißt es so schön, dass man den „Beziehungsteppich“ zwischen dem Lehrenden und den Lernenden ausbreiten soll, um das Lernen zu fördern. Darum bemühe ich mich immer. Ich habe sehr viel Leidenschaft für meine Studierenden, lerne beispielsweise ihre Namen auch in Großgruppen und freue mich auch über die Zufallskontakte und Begegnungen auf dem Flur und in der Mensa. Das fällt nun weg, so dass die Beziehung zu den Kursen eine andere Qualität hat. Besonders stark ist der Unterschied für mich bei den Kursen, deren Kursmitglieder ich erst im Sommersemester 2020 kennengelernt habe. Ich fühle mich viel entfernter von den Studierenden und isolierter als sonst.

Werden Sie bei der Umstellung auf den Präsenzlehrbetrieb ein digitales Format beibehalten?
Garantiert. Aber es ist zu früh, um zu sagen, was ich übernehmen werde. Im Moment experimentiere ich noch und mache viele positive und ermutigende Erfahrungen. Auch die Resonanz der Studierenden ist sehr positiv. Es wird gelobt statt gemeckert. Toll!

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