Eine tragfähige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) steht in
Deutschland angesichts der Alterung der Bevölkerung unter wachsendem Druck. 1960
kamen auf einen Altersrentner noch rund 3,79 Beitragszahlende, 2023 waren es etwa
2,20 Beitragszahlende je 100 Rentnerinnen und für 2045 erwartet die Deutsche Rentenversicherung
nur noch etwa 1,74 Beitragszahlende pro Rentner.
Die Folge ist, bei unveränderten Parametern, steigende Beitragssätze sowie steigende
Steuerzuschüsse des Bundes. Der Rentenversicherungsbericht 2024 prognostiziert einen
Anstieg des Beitragssatzes zur GRV von aktuell 18,6 %, auf 20,4 % im Jahr 2030
und weiter auf 22,3 % bis ins Jahr 2038. Aktuell fließt schon etwa ein Viertel des Bundeshaushalts
in die Bezuschussung der Rentenversicherung. Parallel dazu wird das
Rentenniveau durch das sogenannte „Rentenpaket 2025“ bis zum 1.Juli 2031 bei 48 %
stabilisiert und die Politik weitet den Umfang versicherungsfremder Leistungen aus, wie
bspw. die Mütterrente. Ohne zusätzliche Reformschritte droht somit ein potenzieller
Generationenkonflikt: Eine kleinere Erwerbsbevölkerung finanziert, bei gesetzlich fixiertem
Leistungsniveau, eine wachsende Zahl von Renten.
Vor diesem Hintergrund befasst sich diese Arbeit mit der Frage, welche rentenpolitischen
Maßnahmen sich im internationalen Vergleich als besonders wirksam erwiesen
haben, um die finanzielle Nachhaltigkeit der gesetzlichen Alterssicherung und damit
verbundene Generationengerechtigkeit zu erhalten bzw. zu verbessern.
Methodisch basiert die Arbeit auf einer qualitativen Literaturarbeit, die einschlägige
Forschungsliteratur sowie Dokumente öffentlicher Institutionen der ausgewählten Vergleichsländer
systematisch analysiert. Durch eine Vielzahl qualitativer als auch quantitativer
Kennzahlen erfolgte die Wahl auf Finnland, Dänemark und Japan.
Finnland begrenzt Frühverrentung auf nachweislich körperlich belastende Erwerbsbiografien,
führt Mehrbeiträge für ältere Beschäftigte ein und kombiniert dies mit einer Teilkapitaldeckung
über Pensionsvermögen und nutzt automatische Ausgleichsmechanismen
(u. a. lebenszeitbezogene Faktoren). Dänemark koppelt das gesetzliche Rentenalter
an die Lebenserwartung und verfügt über eine quasi-obligatorische betriebliche Altersversorgung,
wodurch voraussichtlich 2040 die Auszahlungen aus kapitalgedeckter
Vorsorge die öffentlichen Ausgaben übersteigen werden. Japan setzt auf einen staatlichen
Pensionsfonds als großen Kapitalpuffer zur Glättung künftiger Beitragspfade und
erreicht zugleich lange Erwerbsphasen durch finanziell attraktive Weiterbeschäftigungsregeln
und kulturelle Arbeitsnormen.
Für die GRV ist ein Bündel komplementärer Reformen notwendig. Viele identifizierte Hebel
entfalten ihre Wirkung jedoch erst langfristig. Da der Renteneintritt der Babyboomer
unmittelbar bevorsteht, sollten die identifizierten Maßnahmen im nächsten Schritt auf
Deutschland übertragen und ihre kurzfristigen Entlastungseffekte quantifiziert werden.
Im Zentrum steht dabei die Frage, in welchem Umfang rentennahe Babyboomer noch
vor Rentenbeginn substanziell zur Finanzierung demografiebedingter Mehrausgaben
beitragen können.
Welche rentenpolitischen Maßnahmen haben sich im internationalen Vergleich als wirksam erwiesen, um die finanzielle Nachhaltigkeit von Rentensystemen im Kontext des demografischen Wandels zu sichern bzw. zu verbessern?